CHODSCHALI : Chronik einzigartiger Fälschungen und Falsifizierungen

DAS VIEH WURDE RECHTZEITIG EVAKUIERT, DIE MENSCHEN NICHT
   
Auszug aus "Karabach Diary" aserbaidschanischen Journalisten Eynulla Fatullayew
Eynulla Fatullajew

Als ich Chodschali sah, konnte ich mein Erstaunen nicht verbergen. Dieses vollständig zerstörte aserbaidschanische Dorf ist komplett wiederaufgebaut worden und sein Name lautet nun Iwanowka, zu Ehren eines armenischen Generals, der bei der Besetzung von Chodschali eine aktive Rolle gespielt hat. Die Tragödie von Chodschali, eine klaffende Wunde in unserer Seele, die armenische Extremisten auf dem krisengeschütteten Boden Aserbaidschans hinterließen, verfolgte mich wie ein roter Faden während meines Treffens in Askeran.

Wie kann das sein? Gab es nichts Menschliches mehr in diesen Menschen?

Fairerweise muss ich eingestehen, dass ich einige Jahre zuvor Flüchtlingen aus Chodschali begegnete, die zeitweise in Naftalan untergebracht worden waren, und sie haben offen zugegeben, dass am Vorabend der großangelegten Offensive der russisch-armenischen Truppen auf Chodschali die Stadt ringförmig belagert war. Bereits einige Tage vor der Offensive forderten die Armenier ununterbrochen durch Lautsprecher die Zivilbevölkerung auf, die Stadt durch einen humanitären Korridor entlang des Flusses Kar-Kar zu verlassen. Wie die Bewohner von Chodschali berichteten, haben sie diesen Korridor in Anspruch genommen und die armenischen Soldaten entlang des Korridors schossen nicht auf sie. Einige Soldaten der NFA (Nationale Front Aserbaidschans) jedoch haben einen Teil der Bewohner von Chodschali aus irgendeinem Grund in Richtung des Dorfes Nachitschewanik geschickt, das zu dem Zeitpunkt unter armenischer Kontrolle war. Der Rest kam am Agdam-Bezirk unter Artilleriebeschuss um.

In Askeran habe ich den stellverstretenden Verwaltungsleiter von Askeran, Slawik Aruschanian, angehört und seine Memoiren mit den Worten der Einwohner von Chodschali verglichen, die von der aserbaidschanischen Seite beschossen wurden.

Ich bat S. Aruschanian, mir den Korridor zu zeigen, durch den die Einwohner von Chodschali das Dorf verlassen hatten. Nachdem ich die Umgebung untersucht habe, kann ich mit Sicherhait sagen, dass die Spekulationen über die Abwesenheit des armenischen Korridors unbegründet sind. Der Korridor musste existieren, sonst hätte keiner aus Chodschali die Belagerung durchbrechen und aus dem Dorf fliehen können. Später aber, am Fluss Kar-Kar, teilten sich die Flüchtlinge in zwei Gruppen und ein Teil von ihnen ging aus einem unbekannten Grund in Richtung Nachitschewanik. Es scheint so, als ob die aserbaidschanischen NFA-Bataillone nicht an der Befreiung der Einwohner von Chodschali, sondern an einer Menge Blut auf dem Wege des Sturzes von Ajas Mutalibow interessiert waren.

S. Aruschanian sagte: „Ein paar Tage vor dem Sturm auf Chodschali rief euer damaliger Präsident A. Mutalibow in Stepanakert an, mit einer Bitte an den damaligen Präsidenten von Berg-Karabach Mkrttschian. Er bat darum, Voraussetzungen zu schaffen, damit Menschen das belagerte Chodschali verlassen können. Mkrttschian fragte Mutalibow: ‚Warum interessiert euch das Schicksal eurer Menschen nicht? Mit den Hubschraubern aus Baku werden nicht Menschen, sondern das Vieh evakuiert!’“

Ja, das Vieh konnte rechtzeitig evakuiert werden, die Menschen nicht. Dies sind die traurigen Erinnerungen über den ersten Krieg um Karabach. Ich fragte die Bewohner von Askeran: „In Karabach erzählte man mir, dass hier Aserbaidschaner leben. Stimmt das etwa?“

„Wir können sie jetzt sofort besuchen“, antwortete S. Aruschanian mir überraschend. In der Tat lebt im Zentrum von Askeran ein Aserbaidschaner Namens Tofik Alijew. Dass ich aus Baku war, hat ihn überhaupt nicht verlegen gemacht.

„Ich lebe hier seit den 60er Jahren. Wir zogen hierhin aus dem Udschar-Bezirk. Seit dem Beginn der Unruhen kehrte ich zurück nach Aserbaidschan, nach Udschar. Allerdings konnte ich dort nicht überleben.“

- „Wann kamen Sie zurück nach Askeran?“

- „Im Jahr 1991. Allerdings wollten sie mich anfangs töten.“

Dann wurde unser Gespräch mit T. Alijew von S. Aruschanian unterbrochen: „Ich habe die Jungs gefragt, warum wollt ihr ihn töten? Was hat er verbrochen? Und heute spielt für uns keine Rolle, welcher Nationalität Tofik angehört.“

Ja, diese Geschichte hat mich so beeindruckt, dass ich sie direkt nach meiner Rückkehr aus Karabach mit meinen Lesern teilen wollte. Und wie groß war meine Verwunderung, als der sogenannte Spinnenminister Herr Mamedjarow meine Eindrücke widerlegte und sie mit seinem Lieblingswort betitelte: Provokation.

Ejnulla Fatullajew (Baku)
Latschin-Schuscha-Agdam-Chankendi-Baku
Quelle: Zeitung „Realnyj Aserbaidschan“ („Reales Aserbaidschan“)

 
 
 
 
 
 

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